Viele Fließgewässer in Nordwaldeck
wurden im Laufe der Zeit durch
den Menschen erheblich
verändert und weisen
heutzutage tiefgreifende
ökologische Defizite auf. So
wurde der
Gewässerverlauf meist stark begradigt, Auen trockengelegt und die
Durchgängigkeit durch Querbauwerke unterbrochen. Dies hat zu einem
erheblichen Verlust der Artenvielfalt geführt. In
enger Abstimmung mit den betroffenen Landwirten, der Fischerei, den
Gemeinden sowie den zuständigen Behörden wurden auf Grundlage
chemisch-physikalischer und biologischer Gewässeruntersuchungen
gewässerspezifische Maßnahmenkonzepte abgeleitet. Auch bei der Umsetzung hat der
Verein auf die Einbindung aller Betroffenen geachtet. So wurde
überwiegend auf die kostengünstigsten Maßnahmen zur ökologischen
Aufwertung, die auch innerhalb der Gewässerunterhaltungspflicht
umgesetzt werden können, zurückgegriffen.
Abb. 1: Lage der Projekte bei Volkmarsen
|
1. - Projekt „Rhödaer Bach“
(2009)
Das Untersuchungsgebiet am Rhödaer
Bach, einem kleinen Mittelgebirgsbach, befindet sich östlich der
L3075 zwischen Volkmarsen und Ehringen. Die ökologischen Defizite
spiegelten sich insbesondere in der geringen Zahl von Bachforellen
(Salmo trutta f. fario), die dieses Gewässer
natürlicherweise in höheren Dichten besiedeln, wider. Ziel des Projekts war die Verbesserung
der Reproduktionsbedingungen für die Bachforelle. Aufgrund von Restriktionen in Form
angrenzender landwirtschaftlich genutzter Flächen, wurden mehrere
Reihen Sohlrechen zur Initiierung von sogenannten
„Pool-Riffle-Sequenzen“ gewählt (vgl. Abb. 2+3). Hierdurch
konnte eine deutlich erhöhte Strömungs- und Tiefendiversität
erreicht werden. Eine Kontrolluntersuchung ergab bereits 2010 eine
größeres Vorkommen von jungen Bachforellen.
Abb. 2:
Eingeschlagene Sohlrechen.
|
Abb. 3:
Initiierte „Pool-Riffle-Sequenz“
|
2. - Projekt „Erpe“ (2010 - 2012)
Da im Untersuchungsgebiet an der
unteren Erpe die Elritze (Phoxinus phoxinus) bereits
ausgestorben und die Bestände der Groppe (Cottus gobio)
bedroht waren, hat der lokale Angelverein ein
Wiederansiedlungsprojekt durchgeführt. Um den Erfolg dieses
Vorhabens nachhaltig zu sichern, hat der planar e.V. diese Initiative
durch begleitende Renaturierungsmaßnahmen unterstützt. Der
Uferverbau wurde durch den Verein in Absprache mit dem
Unterhaltungsträger entfernt und als strukturbildendes Element in
Form von Inseln eingebracht. Bereits nach kurzer Zeit sind neue
Unterstände und Laichplätze für die beiden Zielarten entstanden.
Bei einer anschließenden Erfolgskontrolle gelang der erste bekannte
Nachweis einer erfolgreichen Reproduktion der Elritze in der Erpe
(vgl. Anh. 5).
Abb. 4:
Eingebrachte Störsteine.
|
Abb. 5: Inselbildung zwei Jahre später .
|
3. - Projekt „Twiste“ (2011 -
2014)
Um die
Verbreitung des Bachneunauges (Lampetra planeri) - „Fisch“
des Jahres 2012 - in der Twiste zu fördern, wurden Maßnahmen
für die Zielart von planar e.V. ausgearbeitet und durch den
Hessischen Wasserverband Diemel Anfang 2013 umgesetzt. Hierbei wurde
das Gewässer aufgeweitet und gezielt Sedimentationsareale, die dem
Bachneunauge als Lebensraum dienen, angelegt. Eine umfangreiche
Erfolgskontrolle steht noch aus. Vorläufige Untersuchungen haben
jedoch bereits gezeigt, dass die neu geschaffenen Habitate von
einzelnen Individuen angenommen wurden (vgl. Abb. 10).
Abb. 6: Gewässer vor der Maßnahme |
Abb. 7: Abgeflachtes Ufer und Inselstruktur nach Umsetzung |
Fazit und Ausblick
Die Projekte der letzten Jahre haben
gezeigt, wie Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung der
nordhessischen Fließgewässer bei entsprechender Einbeziehung aller
Beteiligten erfolgreich umgesetzt werden können. Der Verein leistet
hierbei einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt
und unterstützt die Gemeinden bei der Zielerreichung der
Europäischen Wasserrahmenrichtlinie. Im Sinne des Wissenstransfers und der
Umweltbildung gelingt hier die Synthese aus universitärer Lehre und
praktischer Umsetzung.
Für das kommende Jahr 2014 plant der
Verein ein Projekt, das über die Renaturierung hinaus einen
Schwerpunkt auf die Umweltbildung (Wasserlehrpfad) und die
Naherholung im städtischen Bereich legen soll (Projekt Twiste 2014,
vgl. Abb. 1). Im Falle einer Berücksichtigung bei der Preisvergabe
sollen die Mittel in dieses Projekt fließen.
Abb. 8: Baggereinsatz „fürs Grobe“. |
Abb. 9: Feinjustieren per Hand. |
Abb. 10: Bachneunauge im neu geschaffenen Nebengerinne. |
Abb. 11: Feinjustieren
per Hand.
|